Diese Webseite verwendet Cookies

Wir und bestimmte Dritte verwenden Cookies. Einzelheiten zu den Arten von Cookies,ihrem Zweck und den beteiligten Stellen finden Sie unten und in unserem Cookie Hinweis. Bitte willigen Sie in die Verwendung von Cookies ein, wie in unserem Cookie Hinweis beschrieben, indem Sie auf "Alle erlauben" klicken, um die bestmögliche Nutzererfahrung auf unseren Webseiten zu haben. Sie können auch Ihre bevorzugten Einstellungen vornehmen oder Cookies ablehnen (mit Ausnahme unbedingt erforderlicher Cookies). Cookie Hinweis und weitere Informationen

1. Sonderauktion Flinten

 

Zuschläge am Donnerstag, 3. Oktober 2019 ab 15:00  | Auktion beendet

Abgeschlossen | Termin-Auktion

56

Los: 56

Seitenschloss-Doppelflinte A. Lebeau-Courally - Liege, 12/70,, #43041, § D

Mindestpreis 10.000 EUR

72 cm Demibloc Läufe, Ejektoren, konkave Schiene, dritte Zuhaltung, Choke 1/4 & 3/4, helle Basküle mit Resten der Härtungsfarben innen, Seitenschlosse mit vorliegenden Federn, Fangstangen, gebläute Schrauben, Gasauslass-Schlitze am Stossboden, graviert Randstich und spärlichen mittelbogigen Arabesken, im Abzugsbügel signiert "Capece", nicht automatische Schiebesicherung am Kolbenhals mit Gold eingelegtem "S", Doppelabzug mit gebläuten Züngeln, Ausweichzüngel, auffallend gemaserter Schaft mit Tropfen, gerader rautenförmiger Griff, feine Fischhaut, erleichtertes und mit schottischer Fischhaut verschnittenes Schaftende, 35,5 cm, Vorderschaft mit Anson Drücker, eingelassenes goldenes Medaillon mit Modellbezeichnung "The Standard Pigeon Gun" und einer gravierten Taube, goldenes Schaftmonogrammplättchen graviert mit Initialen "MJ", 3 kg, im segeltuchbezogenen Koffer des Herstellers mit Handelsetikett, Zertifikat des Herstellers, technisch einwandfrei, Schaft mit leichten Kratzern und Korrosionsspuren am linken Schlossblech, dadurch Zustand 3. Im Jahr 1939 beauftragte Karl, Graf von Flandern und Prinz von Belgien (1903 - 1983), der Bruder des belgischen Königs Leopold III. die als Hoflieferant des russischen Zarenhofes zu Ruhm gelangte Lütticher Waffenmanufaktur Auguste Lebeau-Courally mit der Herstellung zweier Waffen, die als Geschenk gedacht waren. Nur ein paar Monate später war Belgien von deutschen Truppen, die dieses neutrale Land benutzten, um die direkte und sehr stark gesicherte Grenze mit Frankreich zu umgehen und den Angriff auf dieses Land, das Deutschland den Krieg erklärt hatte, aus neuerlich unvermuteter Richtung erfolgreich führen zu können. Belgien blieb so unter deutscher Zwangsherrschaft, und die blühende belgische Waffenindustrie in und um Lüttich musste sich anderen Aufgaben widmen als die Herstellung von Luxuswaffen. Die deutschen Truppen bekamen so die Gelegenheit, die erstklassige Qualität der belgischen Produkte kennenzulernen, aber das Geschenk des königlichen Belgiers musste warten. Er selbst schloss sich, im Gegensatz zu seinem Bruder, dem Widerstand an und verbrachte den Krieg unerkannt auf einem Bauernhof in Spa.
Einige harte Jahre später erlebte Belgien in den Ardennen die letzte Offensive des ursprünglich als unbesiegbar geltenden Deutschen Reiches. Nun konnten die westlichen Allierten nach dem Nachbarn Frankreich auch Belgien entsetzen. Karl wurde 1945 von der provisorischen Regierung anstelle seines ins Exil gegangenen Bruders als Prinzregent eingesetzt, und auch sein Geschenk wurde nach so langer Zeit endlich fertig: Ein Paar feiner Seitenschloss Doppelflinten für den französichen General Charles de Gaulle (1890 - 1970). Viel früher hätte dieser allerdings auch kaum Gelegenheit gefunden sein Geschenk zu würdigen, hatte er doch als Chef des Freien Frankreichs von seinem Exil in London aus den Widerstand gegen die Deutschen befehligt. Nun war es Zeit, aus dem Exil heimzukehren und sich bei seinem belgischen Bruder im Geiste Karl für das grosszügige Geschenk zu bedanken: Eine handwerkliche Meisterarbeit, geboren aus Blut, Schweiss und Tränen, die einen ganzen Weltkrieg lang brauchte, um endlich ihren friedlichen Zweck erfüllen zu können: Dem grossen Staatsmann, dessen markante Büste es verdient in der französischen Walhalla direkt neben Napoleon zu stehen, in seiner kargen Freizeit den gefiederten und bepelzten Bewohnern seiner befreiten Heimat nachzustellen.
Freundlicherweise bestätigte uns der Hersteller anhand seiner Unterlagen, dass die vorliegende Waffe Seriennummer 43041, die Nummer 2 dieses Paares ist. Nicht ein Gewehr, sondern ein Stück Geschichte.